Im Archiv der Stadt Meschede in Grevenstein werden dort nun spannende Einblicke gewährt.
Insgesamt handelt es sich um 2.600 Karteikarten aus den zuständigen Meldeämtern in Freienohl, Visbeck, Grevenstein sowie vereinzelt sehr wenige Karten aus Meschede. Die Mehrzahl dieser Karten stammt aus den 1920er bis 1950er Jahren, während einige, insbesondere aus Meschede, bis in die 1970er Jahre reichen.
Durch die digitale Aufbereitung der Daten in Excel-Tabellen konnten nicht nur individuelle Einzelschicksale dokumentiert, sondern auch aufschlussreiche statistische Zusammenhänge sichtbar gemacht werden. Besonders markant ist der massive Bevölkerungszuzug nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Daten zeigen eindrucksvoll, woher die neuen Einwohner kamen. So verweisen 231 Einträge, was 25 Prozent der Zugezogenen entspricht, auf Geburtsorte in Schlesien. Das Ruhrgebiet bildet mit 167 Einträgen und einem Anteil von 18 Prozent die zweitgrößte Herkunftsregion. Mit weitem Abstand folgen Ostvertriebene aus Ostpreußen mit vier Prozent sowie aus Pommern und Brandenburg mit vier beziehungsweise drei Prozent.
Neben der geografischen Herkunft der Neuankömmlinge lassen sich auch gesellschaftliche Veränderungen ablesen. Während die Region zuvor nahezu rein katholisch geprägt war, stieg der Anteil evangelischer Bewohner durch die Zuwanderung nach dem Krieg auf 17 Prozent – eine bemerkenswerte Verschiebung in der konfessionellen Zusammensetzung.
Die Meldekarten wurden vollständig digital erfasst, doch ist ein uneingeschränkter Zugriff aufgrund archivrechtlicher Schutzfristen nicht möglich. Gemäß Archivgesetz NRW (§ 7 (1) 3) unterliegen personenbezogene Daten einer Schutzfrist von 100 Jahren nach Geburt der jeweiligen Person. Auf Anfrage können jedoch gezielt Informationen zu bestimmten Personen recherchiert und bereitgestellt werden.
„Mit dieser Erschließung ist ein bedeutendes Stück regionaler Geschichte für künftige Forschungen gesichert“, betont Stadtarchivar Jannick Stöber. Die Aufarbeitung biete spannende Einblicke in die historischen Migrationsbewegungen und gesellschaftlichen Umbrüche der Region.